Wissenschaftliche Studie bestätigt: Smart Home hat gravierende Nachteile
I’ve seen death and mass destruction
But I’m telling you, and I hope that I’m heard
I will not be commanded
I will not be controlled
And I will not let my future go on
Without the help of my soul
The Lost Boy, Greg Holden
Die etwas “reißerische” Überschrift hat einen Zweck: Euch schlauer zu machen, als ihr zuvor wart. Bei all der Euphorie, die heutzutage um das Thema “Vernetztes Zuhause” herrscht, sollte man stets objektiv und wachsam bleiben. Ein digitales Heim hat auch seine Schattenseiten. Jeder, der sich damit beschäftigt und sich künftig von der Heim-Automatisierungs-Technik umgeben lassen will, muss auch um die damit verbundenen Gefahren wissen.
Verdeutlichen wollen wir die einzelnen Aspekte an den Ergebnissen einer kürzlich veröffentlichten wissenschaftlichen Studie. Wer hat die Studie herausgebracht? Na – ich! Als relativ intelligenter und kompetenter Akademiker berechtigt befähigt mich das zu einer wissenschaftlichen Arbeit. Einen Nobel-Preis kann man damit vielleicht nicht gewinnen – aber wenn es euch zum Nachdenken bringt – habe ich mein Ziel bereits erreicht. Eine kritische, distanzierte und nüchterne Haltung zu einem Themenbereich hat noch keinem geschadet. Nehmt die Informationen mit und zieht eigene Schlüsse daraus – habt Mut euch euren eigenen Verstandes zu bedienen!
Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Das “Smart Home” hat signifikante Nachteile. Wir werden dies im Folgenden anhand von 9 Thesen nachweisen:
These 1.: Teuer!
Da kann niemand widersprechen – wenn man mehr Nutzen/Komfort aus einer Sache herausziehen möchte, muss eindeutig mehr investieren.
Wenn man ein Auto mit Klima-Anlage kauft, kostet es logischerweise mehr als ein entsprechendes Fahrzeug ohne die Klimaregelung. Es ist immer eine Frage, ob mir der zusätzliche Nutzen den Mehrwert wert ist. Dieser Mehr-Wert lässt sich eindeutig beziffern und kann dann sinnvollerweise viel gewinnbringender in eine einmalige Fernreise in die Dominikanische Republik an Bord eines umweltfreundlichen Düsenjets investiert werden.
These 2.: Komplex!
Unwiderlegbar. Selbst die verwendeten Steuerungs-Module in jedem modernen Auto sind der Technik in einem gewöhnlichen Standardhaus aus dem 21ten Jahrhundert weit überlegen. Diese Technik versteht kein einfacher Mann von der Straße – deshalb gibt es auch so viele Verkehrsunfälle – weil Menschen ohne entsprechende Ausbildung die komplexe Technologie nicht beherrschen.
Warum sollte man Profis bzw. Elektrotechnik-Spezialisten damit beauftragen sein Heim mit hilfreicher Technologie auszustatten, wenn man schon seinen Fahrzeug-Hersteller angewiesen hat bestimmte Mechatronik-Komponenten einzubauen? Wenn man den Komfort nicht auf der Couch im Wohnzimmer hat – kann man diesen auch auf der Rückbank seines Audis genießen. Brumm-brumm!
These 3.: Wartungsintensiv!
Ein vernetztes Zuhause benötigt zum Ausbau und Erweiterung sowie zur Aufrechterhaltung der Funktion sicherlich eine Menge Know-How. Entweder man eignet sich das Wissen an oder man bittet Fachleute gegen Entgelt die notwendigen Einstellungen und Modifikationen vorzunehmen. Derartige Modifikationen sind nicht so einfach mit etwas Handwerker-Geschick durchzuführen.
In einem neueren Modell eines VW-Golfs lassen sich z.B. die Zündkerzen viel einfacher tauschen: Spezialschraubenzieher besorgen, damit Motorabdeckung abnehmen, Getriebe zur Seite bauen, Notebook mit Wartungstool anschließen, Steuergerät zurücksetzen, alte Zündkerze entfernen, Getriebe zurück-bauen, Motorabdeckung anbringen, Spezialschrauben suchen, fluchen (weil die Spezialschrauben verschwunden sind), Fach-Werkstatt anrufen, Fahrzeug abholen lassen, warten, warten, noch etwas warten, Fahrzeug bringen lassen: Fertig!
These 4.: Unsicher!
Das digitale Heim ist nicht selten an das weltweite Netz angebunden. Schließlich soll es auch aus der Ferne steuerbar sein und auch Status-Updates an den Hausherren senden. Hacker könnten bei fehlender Absicherung die gesamte Haussteuerung übernehmen und damit Unfug treiben. Dieser Gefahr sollte man sich nicht blauäugig ausliefern. Absicherung des Zugangs z.B. mit einem Virtual-Private-Network (VPN) kann nur mit entsprechendem Aufwand eingerichtet werden. Es verhält sich analog zum verschießen der Türen sowie Fenstern im Auto – oder auch der Nutzung einer Wegfahrsperre. Sicherheits-Technik ist nur dann wirksam, wenn man sie korrekt einsetzt!
These 5.: Gefährlich!
Ohne Navigationssystem traut sich heutzutage keiner mehr auf die tägliche Fahrt zur Arbeitsstätte. Wir verlassen uns nur zu gerne auf die Bequemlichkeiten der modernen Geräte, die uns umgeben. Was passiert, wenn uns diese plötzlich nicht mehr zur Verfügung stehen? Wenn wir die Anweisungen des Computers nicht hinterfragen und den Empfehlungen blind vertrauen? Wir werden zu Sklaven der Technik.
Das Licht im Bad schaltet sich gerade dann aus, wenn wir uns die Hände waschen; das Motorschloss der Haustür entriegelt nicht, wenn wir davor stehen – da es draußen stürmt und die Haussteuerung “schlauer-weise” den Sturmunrat nicht ins Gebäude lässt. Irgendwann entscheidet das System den Sichtschutz herunterzufahren, weil es langsam dämmert – die Information, dass es gerade in der Küche brennt, erreicht das digitale Hausgehirn in diesem Moment nicht, da zu diesem Zeitpunkt die Anbindung der Rauchmelder nicht funktioniert.
Machen wir uns frei davon – zurück zu Papyrus-Landkarten und Lehmhütten!
These 6.: Unüberschaubar!
Wer weiß schon was das beste System für mein Haus ist? Es gibt so viele Themenbereiche, die bedacht werden müssen. Allein die Koordination des Baus eines Einfamilienhauses ist eine immense Herausforderung für den modernen Otto-Normal-Verbraucher. Wenn da noch die Vernetzungs-Technik, Sensoren und Aktoren, Kabel, usw. hinzukommen ist dies häufig kaum noch zu bewältigen. Gibt es einen Experten, dem ich vertrauen kann und der mir ggf. die grobe Planung abnehmen kann? Es gibt doch auch Auto-Händler, die einen beim Fahrzeug-Kauf beraten und einem erläutern was “ABS”, “ESP” & Co. alles bieten. Wo ist der “Smart Home”-Neubau-Berater?
These 7.: Unwiderruflich!
Niemals vergessen, dass wir alle unterschiedlich sind. Mancher tauscht sein Smart-Phone monatlich gegen ein neueres Modell, manch Anderer traut dem “Technik-Schnick-Schnack” nicht und verschickt seine Überweisungsbelege an die Bank noch handgeschrieben mit Tinte und Gänsefeder. Genauso verhält es sich mit einer Smart-Home-Immobilie. Einige lieben sie – anderen wiederum ist sie ein Graus.
Die Gadgets eines gesteuerten Gebäudes lassen sich nicht ohne Weiteres komplett zurück-bauen und die Verkabelung so anpassen, dass alles nun konventionell funktioniert! Was tun wenn die Immobilie plötzlich verkauft werden muss, der potentielle Käufer die aktuelle, zentrale Lichtsteuerung über Bewegungsmelder im Wohnzimmer aber nicht mag? Schonmal versucht ein Elektro-Auto an einen Amischen zu veräußern…?
These 8.: Bevormundend!
Wir mögen es nicht, wenn man uns bevormundet. Wenn ich einen Lichtschalter betätige, erwarte ich, dass das Licht an- und ausgeht. Ich möchte in diesem Moment kein Piepsen als Zurückweisung des Befehls vom Haus-Steuerungs-Computer hören, der gerade jetzt der Meinung ist, dass es doch schon hell genug ist und zusätzliches Licht nicht notwendig sei!
Jedes System ist nun-mal maximal so schlau wie sein Programmierer/Erbauer. Das ist auch ein Grund, warum kaum einer von uns heute noch einen Trabbi fährt. Augen auf beim Autokauf Smart-Home-Bau!
These 9.: Süchtig-machend!
Die Thematik zieht einen unaufhaltsam in seinen Bann, sobald man sich tiefer und wirklich eingehend damit beschäftigt und aktuelle Heimsteuerungs-Technologie in seinem Heim verwendet: “Hier noch etwas schnell einbauen…”, “das noch etwas besser regeln…”, “dabei noch eine Mitteilung versenden…” und “jenes noch hübscher und bequemer in der Visualisierung darstellen”. Der Nutzen und Bequemlichkeit eines komfortablen, intelligenten Zuhauses aus dem man seine Befriedigung erhält – kann süchtig machen. Wenn du das hier liest, hat es dich vielleicht schon erwischt…
Überzeugt? Waren die Automobil-Analogien nicht einfach zu köstlich? Ich bin sicher, dass Einstein das ähnlich bei seinen Ausführungen zur allgemeinen Relativitätstheorie gemacht hat. Man muss schließlich sein Anliegen verdeutlichen. 🙂
Fazit: “Smart-Homes” sind nichts für Jedermann. Zurück in die Lehmhütten!
Quod erat demonstrandum.
(Beitragsbild: http://www.deviantart.com/art/Science-Bitch-397792743 [harveydent123])
… leider kam die Studie zu spät 🙂
aber durchaus gut, sich die Aspekte wieder vor Augen zu führen. Speziell die Wartungsarbeiten sind je nach System nicht zu unterschätzen…
vielen Dank für die diesen und alle weiteren Blogbeiträge
[…] Quelle: Wissenschaftliche Studie bestätigt: Smart Home hat gravierende Nachteile (smarthomebau.de) […]